Gottfried Benn der Pathologe? Gottfried
Benn der Lyriker. Seine berühmtesten
Gedichte - Kleine Aster, Schöne Jugend,
Mann und Frau gehen durch die
Krebsbaracke - entstammen seinem ersten
Lyrikband „Morgue“ (Leichenschauhaus),
dessen Veröffentlichung 1912 schockierte.
Der sezierend-rationale Blick des Arztes
kombiniert mit einer hohen schriftstellerischen
Kunstfertigkeit war und ist das
Besondere an Benns Werk. Über vierzig
Jahre lang schuf er Texte von großer
Ausdruckskraft mit ungewöhnlichen
Motiven.
Jens Paul Wollenberg hat sich der Texte des
großen Lyrikers angenommen. Der
Leipziger Künstler - voller Liebe und Wut -
wird Benns expressionistische Gedichte aus
der Zeit von 1912-1921 und seine späte
Lyrik rezitieren und singen. Harald Bohner
begleitet ihn auf der akustischen und elek-
DER RUHM HAT KEINE WEISSEN FLÜGEL
trischen Gitarre. Die beiden Künstler lernten
sich 2002 auf einer Reise kennen und
arbeiten seitdem an verschiedenen
Projekten zusammen.
Die künstlerische Symbiose wird verstärken,
was Wollenberg ohnehin als Meister
der Rezitation vermag: impulsiv und
gewaltig den Texten Leben eingeben, alle
Register seiner Stimme und
Darstellungskraft ziehen und uns faszinieren,
erschrecken, ja seufzen lassen. Ein
gewaltiges Flügelrauschen über Stelzen ...