Zwei Lebenswege

Zwei Lebenswege

Konzert

Das Leben des Mühltroffer Komponisten Otto Carl Erdmann Freiherr von Kospoth (1753 bis 1817) begann eigentlich vielversprechend: Zu seinen Taufzeugen gehörte sogar der damalige Graf Reuß zu Schleiz. Doch bald zeigte sich, dass Kospoth keine diplomatische Laufbahn einschlagen wollte, stattdessen entdeckte er die Liebe zur Musik: Als Kammerherr musizierte er am preußischen Hof Friedrichs II. und komponierte – eine Leidenschaft, die er 1783 bei einem Aufenthalt in Venedig festigte. Nach dem Tod des Vaters kehrte er auf dessen Mühltroffer Gut zurück und wurde 1790 zum Reichsgrafen ernannt. Das hielt ihn jedoch nicht von alchemistischen Ex-perimenten ab, weswegen er sich von seiner eigenen Ortsgerichtsbarkeit verantworten musste. 1817 starb er beim Brand seines Schlosses, da er sich irrtümlich für feu-erfest hielt. Unter seinen Werken finden sich neben Kammermusiken wie dem Streichquartett op. 10 auch Opern, die nahezu alle in Berlin aufgeführt wurden. Das Bekenntnis zu seiner Heimat wurde für Friedrich Smetana (1824-1884) zur Lebensaufgabe - obwohl er die tschechische Sprache erst als Erwachsener erlernte. Spätestens, als er 1859 nach Prag zurückkehrte, seinen Vornamen durch die böhmische Version Bedřich ersetzte und zahlreiche tschechische Opern schrieb, hatte sich der Anhänger der neudeutschen Schule zum Protagonisten einer nationalen tschechischen Musik gewandelt. Umso tragischer schien es darum, dass der überarbeitete Smetana 1874 das Gehör verlor. Das Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben“ bezieht sich auf dieses Unglück: In der Coda des abschließenden Vivace bricht der jubelnde Satz abrupt ab, es ertönt ein hohes e in der ersten Violine. „In diesem Werk habe ich den Verlauf meines Lebens musikalisch darstellen wollen", schrieb Smetana über das Werk, dass er 1876 komponierte und das drei Jahre später uraufgeführt wurde. „Die Liebe zur Kunst in der Jugendzeit, das ungestillte Sehnen nach etwas Unaussprechlichem sowie die Vorahnung des nahenden Unheils. Jener Ton e des Schlusssatzes ist das verhängnisvolle schrille Sausen in den Ohren, das 1874 den Anfang meiner Taubheit ankündigte." Der so abrupt wirkende Schluss kündigt sich bereits im ersten Satz an: Über den Orgelpunkt des Cello und begleitet von permanenten Terzen in Achtelbewegung in den Violinen hebt sich die Viola mit dem prägnanten Hauptmotiv heraus. Es wird von fallenden Intervallen bestimmt, die Smetana selbst als „Warnung vor kommendem Unglück“ beschrieb.

hk

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